Der Sprötz- Trupp mit neuen Aktivitäten

Ab dem Jahr 1967, als Gemeindeverwaltung und Gemeinderat dem Gustorfer Karneval starke Beachtung schenkten, erhielt der Sprötz- Trupp einen solchen Auftrieb, dass es fast den Rahmen des bisher gewohnten dörflichen Karnevals zu sprengen drohte. Der Gemeinderat gewährte dem Verein einen jährlichen Zuschuss von 500,00 DM und besonders Gemeindedirektor Horst Weber setzte sich engagiert für die Förderung des Karnevals in Gustorf ein.

Dazu kam noch eine bemerkenswerte Neuerung: Während man seit dem Jahre 1928 mit einigen Unterbrechungen stets einen Prinzen und eine Prinzessin Karneval gekürt hatte, kam von Jakob Meger und Karl Krahwinkel vom Stammtisch „der internationale Frühschoppen“ der Vorschlag, von nun an ein Dreigestirn zu proklamieren. Damit näherte man sich mehr der Kölner Karnevalstradition an als bisher der Düsseldorfer. Zwar gelang es 1968 noch nicht, ein Dreigestirn aufzustellen, aber zu Karneval 1969 war es dann soweit: Jakob Meger als Prinz, Johann Lüttgen als Bauer und Peter Droß als Jungfrau waren das erste Gustorfer Dreigestirn. Es wurde dann am Morgen des Altweibertages zusammen mit dem Vorstand im Rathaus empfangen, wobei die Schlüsselgewalt an das Dreigestirn übergeben wurde.

Mit Verleihung von Karnevalsorden und der Ernennung von Gemeindedirektor Weber zum Ehrenmitglied revanchierte man sich für die nette Geste, die dann in den nächsten Jahren zur festen Einrichtung wurde. Auch die Vorstandsarbeit wurde durch diesen Auftrieb stark begünstigt und wirkte entkrampft, weil finanzielle Sorgen den Verein nicht mehr bedrückten. Geschäftsführer Josef Schiffer schrieb einmal sogar ein närrisches Protokoll, das wie folgt endete:

Ihm Protokoller mag zum Schluss erlauben,
das könnt ihr mir ruhig glauben,
ihr könnt sulfe, ech muss schrieve
un noch dabei nüchtern blieve.
Ihr quatscht und babbelt durcherehn,
doch datt Protokoll muss op de Behn.
Ich hoffm et hatt euch jut jefalle,
drum wünsch ech zum Schluss euch alle
dem Dreigestirn Erfolg ein voller,
Helau, Alaaf, der Protokoller.

Leider schied Josef Schiffer, der gleichzeitig auch Elferratspräsident gewesen war, im Jahre 1971 aus dem Vorstand aus, weil er von Gustorf verzog. Sein Nachfolger wurde Josef Borsch. so dass sich ab 1971 folgender Vorstand präsentierte:

Ehrenpräsident: Johann Barrawasser
Präsident: Josef Rüttgers
Vizepräsident: Hermann Kluth
1. Geschäftsführer: Josef Borsch
2. Geschäftsführer: Jakob Meger
I. Kassierer: Fritz Neunzig
2. Kassierer: Reiner Jansen
Beisitzer: Balthasar Baum, Jakob Merzenich, Jakob Wolf, Willi Gehlen, Christian Baust, Theodor Düx

Als guten Geist des Sprötz- Trupps kann man Johann Barrawasser bezeichnen, der in allen Belangen ansprechbar war und mehrmals das Amt des Prinzen Karneval übenahm. Sein Hauptbewegungsgrund war, dass „die Kinder nicht auf die Bonbons, die im Rosenmontagszug geworfen werden, zu verzichten brauchen„. Das Amt des Ehrenpräsidenten war für ihn die verdiente Anerkennung.

Zu Karneval 1972 wurde erstmalig ein beheizbares Festzelt von der Firma Barrawasser aus Vanikum auf dem Gustorfer Kinnesplatz aufgestellt. In diesem Festzelt, das von außen gegen Zugluft abgedichtet war und in dem ein Warmluftgebläse für angenehme Temperaturen sorgte, fanden von Altweiberfastnacht bis Rosenmontag alle Veranstaltungen statt.

Da dieser Versuch, wieder einen größeren Raum ihr die große Narrenfamilie zur Verfügung zu haben, zur vollen Zufriedenheit des Vorstandes gelang, baute man ab 1973 dieses Zelt auch schon zum 11. November auf, um hier im Rahmen eines Familienabends mit Verlosung, Tanz und lustigen Vorträgen das neue Dreigestirn zu proklamieren.

Zum Karnevalssonntag, dem Tulpensonntag, lud man alle Vereine und viel Prominenz zu einem „heiteren Matinée ins Festzelt ein, um endlich einmal den Wahlspruch „Et janze Dörp deet mött“ zu verwirklichen. Bei lustigen Ansprachen, Ordensverleihungen, Musik und Büttenreden gelang auch dieser Versuch und wurde zum festen Programmpunkt des Sprötz- Trupps.

Die Wiedergeburt des Sitzungskarnevals im großen Stil ist jedoch im Jahr 1976 zu verzeichnen. Im Festzelt wurde am Sonntag vor Fastnacht eine große Karnevalssitzung aufgezogen, zu der man Kräfte von Funk und Fernsehen, an der Spitze Toni Steingass und Marieluise Nikula aus Köln gewinnen konnte. Den Verantwortlichen im Vorstand mag wohl selbst vor Beginn etwas angst und bange geworden sein, ob die Gustorfer die 8,00 DM Eintritt akzeptieren und die Büttenredner und Tanzchors auch alle erscheinen würden. Aber alle Befürchtungen waren umsonst: Die Sitzung war ein voller Erfolg und sorgte noch lange für Gesprächsstoff.

Einem großen Beitrag leistete der neue Elferratspräsident Toni Esser, der mit bemerkenswerter Cleverness durch die Sitzung führte, assistiert von seinem Elferrat: Hermann Kluth, Hermman Krubcr, Philipp Pascher, Jakob Aretz, Willi Gehlen, Andreas Heinen, Jakob Meger, Fritz Neunzig, Josef Borsch und Gerd Wessel.

Auch Christian Baust verdiente sich als Zeremonienmeister den Beifall des ganzen Narrenvolkes. Durch den plötzlichen Tod von Josef Borsch im Jahre 1977 , der durch seine Aktivitäten den Verein entscheidend mit gestaltet hatte und zuletzt sowohl als Geschäftsführer als auch als Kassierer fungierte, gab es wieder einen Wechsel im Vorstand. Neuer Geschäftsfierer wurde zunächst Matthias Flöck und ab 1978 Gottfried Schramm, während Paul Althaus zum neuen Kassierer gewählt wurde. Weil inzwischen wegen der kommunalen Neugliederung die öffentlichen Zuschüsse spärlicher flossen, musste der Jahresbeitrag 1977 von 15,00 DM auf 24,00 DM erhöht werden. Nur nach dieser Anhebung des Beitrages und damit Ausschöpfung aller Eigenmittel war der Verein berechtigt, bei Bedarf einen finanziellen Zuschuss der Stadt Grevenbroich zu beanspruchen. Wenn man auch keine Reichtümer aufsammeln konnte, so gelang es doch dem Vorstand, die Kassenbilanz ausgeglichen zu gestalten, was von den Kassenprüfern Hans Gerhards und Hubert Holz immer wieder attestiert wurde.

Einen weiteren einschneidenden Wechsel im Vorstand gab es 1982: Nach Karneval verstarb plötzlich Präsident Josef Rüttgers, der den Sprötz- Trupp seit 1953 geführt hatte. Der Verein verlor damit einen unermüdlich tätigen, liebenswerten und heimatverbundenen Mann, der sich für keine Tätigkeit im Vorstand zu schade war und wenn nötig sogar selbst den Beitrag kassierte.

In der Generalversammlung am 28. März 1982 wurde Toni Esser zum neuen Präsidenten gewählt. Ihm zur Seite stand folgender Vorstand, der großteils bis zum Jahre 1993 im Amt war:

Präsident Toni Esser
Vizepräsident Johann Kirschner
1. Geschäftsführer Gottfried Schramm
2. Geschäftsführer Matthias Flöck
1. Kassierer Paul Althaus
2. Kassierer Elans-Peter Olligs
Beisitzer Gerd Wessels, Philipp Pascher, Peter Kaiser Jakob Meger, Jakob Ariztz, Franz Jansen, Willi Gehlen

Dieser Vorstand blieb im Wesentlichen bis zum Jahre 1993 bestehen. Im Jahre 1989 wurde Siegfried Pfankuchen zum Kassierer berufen. Der Vorstand stand über die Pflege traditioneller, bewahrter Formen des Karnevals und war aber auch bereit, neue Wege zu erkunden und zu begehen. Die neue Satzung, die am 27. März. 1983 verabschiedet wurde, gab Zeugnis von diesem Vorhaben. Aber auch die Kindersitzung, die im Jahre 1983 durch eine Initiative von Peter Kaiser zum ersten Mal stattfand, gab Zeugnis von dem Bemühen, auch neue Wege zu beschreiten.

In den folgenden Jahren gab es eine Reihe von Neuerungen:
Zuerst trat der Vorstand um Toni Esser im Jahre 1993 zurück und turnusmäßig war eine Neuwahl erforderlich. Der bisherige 1. Geschäftsführer Gottfried Schramm wurde zum Präsidenten gewählt. Geschäftsführer wurde der „zugewanderte“ Ostwestfale Ewald Wörmann. Kassierer blieb, wie schon erwähnt, Siegfried Pfankuchen. Nach Benennung des neuen Präsidenten wurde die Satzung komplett überarbeitet und dem Amtsgericht zur Eintragung vorgelegt. Bis auf einige Änderungen ist sie bis heute die gültige Satzung des „ Närrischen Sprötz- Trupp Gustorf 1884 e.V.

Gottfried „Fredi“ Schramm hat dieses Amt bis zum Jahre 2001 inne gehabt. Vizepräsident wurde Dietmar 1. Kippels, der aber bereits im Jahre 1997 dieses Amt an Ernst Braun abgab. Ernst Braun war als Nachfolger von Toni Esser, bereits Elferratsprasident und hätte im Verein eine große Zukunft gehabt. Als er infolge privater Dinge zurücktrat, hinterließ er eine Lücke, die gefüllt werden musst. Hier bemühte sich Dietmar L. Kippels um den Vorsitz des Elferrates und wurde auch gewählt. Er begleitete dieses Amt bis zum Jahre 2006. Sein Nachfolger wurde das Elferratsmitglied Hans Lipzick. Sein Nachfolger als Vizepräsident wurde im Jahre 1998 der bisherige Geschäftsführer Ewald Wönnann. Im Jahre 2001 trat er die Nachfolge von Gottfried Schramm als Präsident des Sprötz- Trupps an. Der Vorstand setzte sich folgendermaßen zusammen:

 

Ehrenpräsident: Toni Esser
Präsident: Ewald Wörmann
Vizepräsidentin Gerda-Marie Karl
Kassierer: Siegfried Plankuchen
stellv. Kassierer: Hans Sack
Geschäftsführer: Jürgen Kolata
stellv. Geschäftsführerin: Andrea Wessels
Pressesprecherin: Andrea Mebs
Beisitzer: Ulrich Karl, Beate Tysper, Reinhard Schumacher, Klans Lipzick, Rolf Pascha, Volker Fischer
Elferratspräsident: Hans Lipzick
Damenelferratspräsidentin: Hans Lipzick
Präsident des Kinderkarnevals: Petra Weenen Horst Fienitz

In der Zeit nach 1993 wurde zuerst das Altweibergeschehen im alten Gustorfer Rathaus forciert. Nach dem Verkauf konnte der Zeltwirt Barrawasser, der auch heute noch der Zeltverleiher des Vereins ist, gewonnen werden, dem Verein das Zelt am Altweiber-Donnerstag auf eigene Rechnung zur Verfügung zu stellen. Durch die damit zufließenden Einnahmen konnten eine Reihe von Löchern geschlossen werden.

Nicht zuletzt die Verlegung der Großen Sitzung auf den November, (hier fand sie früher schon einmal statt) fand zuerst nicht den erhofften Anklang. Inzwischen zeichnet sich aber eine deutliche Verbesserung ab.

In der Session 2001/2002 gab es einen tiefen Einschnitt in der Geschichte des Vereins mit Prinz Annemarie Braun, Bauer Beate Tysper und Jungfrau Andrea Mebs trat das erste Damen-Dreigestim sein Amt an. Im Jahre 2002 fand dann nach langen Querelen die erste Herrensitzung statt. Sie wurde auf den Samstag 14 Tage vor Karneval gelegt und erfüllte nicht die in sie gesetzten Erwartungen. Sie wurde nach vier Veranstaltungen eingestellt. Ein toller Erfolg dagegen ist die 2001 neu eingeführte Frauensitzung mit dem zu dieser Zeit neugegründeten Frauenelferrat. Hier treten vornehmlich Gruppen aus der näheren Umgebung auf und der Erfolg hat auch die größten Skeptiker überzeugt. Für die Zukunft zeichnen sich für den Verein viele Aufgaben ab. Ein volles Programm, beginnend mit der Großen Sitzung im November, gefolgt von der Frauen (Damen)- Sitzung, der Kindersitzung, der Altweibcrveranstaltung mit der — nach wie vor auch in Gustorf durchgeführten — Schlüsselübergabe im Zelt, dem Preiskostümball, dem Frühschoppen am Sonntag und am Montag den Rosenmontagszug mit anschließendem Ausklang im Zelt beansprucht den Vorstand und es gibt viel zu tun. In Zeiten, in denen mehr auf das Geld geachtet werden muss, ist auch das jährliche Dreigestirn oder das auch mögliche Prinzenpaar nicht so ohne weiteres zu bekommen. Wenn man in die Geschichte des Vereins schaut, hat es so etwas in der Vergangenheit bereits gegeben. Nachdem wir bereits seit Jahren einen „Kinderprinzenwagen“ haben, ist der Elferrat mit einem festen Wagen vertreten und in Zukunft wird der Sprötz- Trupp auch über einen festen Dreigestirn.- bzw. Prinzenwagen verfügen. Die Zeiten, in denen beim Bauern um die Ecke eine Wagen gebaut werden konnte, sind vorbei und die Vereine haben sich darauf einzustellen.

Ziel des Närrischen Sprötz- Trupps war es, für alle einen bezahlbaren und guten Karneval zu liefern. Der Jahresbeitrag war weiterhin moderat und der Eintritt zur großen Sitzung mit 19,00 Euro abzüglich eines Freibetrages von 3,00 Euro für Mitglieder hielt jedem Vergleich stand. Nach wie vor steht in Gustorf der Karneval unter dem Motto: „Et janze Dörp deet mött“ übernommen.